Der
Rifkrieg von 1893, auch
Guerra de Margallo (nach
Juan García Margallo
mit dessen Tod die öffentliche Meinung in Spanien aufgewühlt wurde),
war ein bewaffneter Konflikt zwischen Spanien und 39 Stämmen des
Rifs im nördlichen
Marokko. Im Laufe der Zeit wurde auch der
Sultan von Marokko,
Mulai al-Hassan I., mit einbezogen. Der Konflikt wurde im Oktober 1893 kriegerisch, am 9. November 1893 erklärte
Práxedes Mateo Sagasta für Spanien einen Krieg, welcher durch das
Abkommen von Fez 1894 beendet wurde.Dieser Krieg war der erste von drei Konflikten mit diesem Namen, später folgten der
Rifkrieg (1909) und der
Rifkrieg (1921).
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Krieg in Marokko Tod des spanischen General Margallo, Le Petit Journal, 13 de noviembre de 1893. |
Vorgeschichte
Melilla wurde 1497 von Spanien erobert. Im
19. Jahrhundert
begann Spanien außerhalb der Stadt zu expandieren und in die
Infrastruktur und die Industrie zu investieren. Diverse Abkommen 1859,
1860, 1861 sicherten die spanischen Interessen ab. Obwohl Spanien mit
Einwilligung der marokkanischen Regierung vorging, kam es zu Spannungen
zwischen der spanischen Armee und den ansässigen
Berberstämmen (Rifkabylen ),
die den Spaniern, aber auch den Marokkanern feindlich gesinnt waren und
über die der Sultan praktisch keine Kontrolle hatte. Überfälle und
Piraterie im Rif wurden in der spanischen Presse ausführlich kommentiert und es kam immer wieder zu spektakulären Übergriffen.
Um 1890 wurde ein spanisches Handelsschiff von Rifpiraten aufgebracht und die
spanische Marine schickte ein
Kanonenboot, die
Isla de Lúzon,
für eine Rettungsmission aus. Die verschleppten Spanier blieben
verschwunden und man kam zum Schluss, dass sie wahrscheinlich als
Sklaven verkauft wurden.
Im Sommer 1893 kam es zu kleineren Unruhen und der
Gouverneur von Melilla begann mit dem Ausbau der Festungsanlagen der Stadt. Hierbei wurden vor allem neue
Redouten in
Peuta de Cabiza und
Punta Dolossos errichtet.
Der Krieg beginnt
Nach einer weiteren Eskalation der Gewalt brach der Krieg am 3. Oktober aus, als 6.000 Rifkrieger, mit
Remington-Gewehren
bewaffnet, aus den Bergen strömten und die Stadt angriffen, die nur von
400 Mann regulärer Infanterie verteidigt wurde. Die Spanier kämpften
den ganzen Tag lang und verloren 21 Mann und beklagten 100 Verwundete.
Die Bevölkerung flüchtete sich in die
Zitadelle der Stadt. Die Übermacht war jedoch so groß, dass sich auch die regulären Truppen in die Festung zurückziehen mussten.
Da den Angreifern keine schweren Waffen zur Verfügung standen,
versuchten sie die Zitadelle im Sturm zu nehmen, wurden aber vom
schweren Feuer der spanischen Soldaten mit ihren neuen
7x57 Mausergewehren
zurückgeschlagen und verloren ca. 160 Mann. Die Spanier begannen ihre
Artillerie einzusetzen und beschossen die Ansammlungen der
Stammeskrieger in den Dörfern um die Stadt. Dabei wurde eine Moschee
getroffen und die Auseinandersetzung nahm die Form eines
Jihads an.
Die Marokkaner jenseits der Grenze griffen nun ebenfalls gegen die
Spanier zu den Waffen und am 5. Oktober hatten sich ca. 12.000 Mann vor
der Stadt versammelt.
Die Antwort der Spanier
Die Nachricht des Angriffs erweckte das Kriegsfieber in Spanien. Die Regierung mobilisierte das
Panzerschiff Numancia sowie zwei
Kanonenboote
und die Andalusienarmee für den Kampf. Zeitungen und viele Bürger
riefen nach Rache um jeden Preis. Die mobilisierten Truppen wurden
überall mit feierlichen Zeremonien verabschiedet.
Der Sultan von Marokko erkannte das Recht Spaniens an, deren
Besitzungen zu verteidigen. Seine Weigerung, die sich am Aufstand
beteiligenden Marokkaner zurückzurufen, ließ die Beziehungen zur
spanischen Regierung jedoch auf einen Tiefpunkt gelangen.
Die Krise
Am 4. Oktober beschoss die
Numancia mehrere Dörfer entlang der Küste. Am gleichen Tag traf eine Artillerieeinheit aus
Málaga in Melilla ein. Für mehrere Wochen stagnierte die Situation.
General Margallo,
der Gouverneur von Melilla und Kommandant der spanischen Truppen,
erließ ohne Erfolg ein Ultimatum. Auch die vom Sultan von Marokko
entsandten Truppen konnten die Lage nicht beruhigen. Die beiden
Forts Camellos und
San Lorenzo fielen in die Hände der Aufständischen. Danach verstärkten die Spanier die Befestigungen der Forts
Cabrerizas und
Rostro Gordo.
Am 22. Oktober lief das Kanonenboot
Conde de Venadito in die Mündung des
Ouro
ein, ankerte dort und eröffnete das Feuer auf die Schützengräben der
Rifrebellen. Danach kehrte es unbeschädigt in den Hafen von Melilla
zurück.
Die Aufständischen griffen als Antwort am 27. Oktober mit 5000 Mann die Anhöhe von
Sidi Guariach an und obwohl sie unter das Feuer der
Venadito
und der spanischen Artillerie gerieten, gelang es ihnen, General
Margallo und General Ortego wieder in die Zitadelle zurückzudrängen.
Margallos Ausbruch
Um die Aufständischen von den Arbeiten rund um die beiden Forts ‘‘Cabrerizas’’ und
Rostro Gordo
abzulenken, unternahm Margallo am 28. Oktober zusammen mit 2000 Mann
einen Ausbruch. Die Anzahl der Aufständischen in den Schützengräben
belief sich auf etwa 3000 Kämpfer und im Laufe der Kämpfe konnten
weitere 6000 Mann zur Verstärkung herbeigeführt werden. Durch diesen
Umstand waren die Aufständischen in der Lage, ihre Linien auszudehnen
und die Spanier seitlich zu umfassen. Margallo, der davon ausging, dass
das feindliche Zentrum geschwächt sei, ließ seine Truppen genau dort
angreifen, wurde jedoch unter erheblichen Verlusten zurückgeschlagen.
Daraufhin befahl Margallo den Rückzug, wurde jedoch kurze Zeit später
tödlich getroffen. Die spanische Armee notierte offiziell 70 Gefallene
und 122 Verwundete. Die tatsächlichen Verluste müssen allerdings
erheblich höher gewesen sein. Nur die schnelle Reaktion von General
Ortega, den Rückzug der Truppen zu decken, verhinderte ein Gemetzel.
Unter den Überlebenden befand sich ein junger Leutnant namens
Miguel Primo de Rivera, der spätere General und Diktator.
Die Nachrichten der Katastrophe, in Zusammenspiel mit einem harschen
Telegram Ortegas, überzeugten das Kabinett schließlich, zusätzlich drei
Regimenter Kavallerie und vier Bataillone Infanterie zu schicken.
Am 29. Oktober griff Ortega mit 3000 Mann von Fort
Cabrerizas aus die Gräben der Aufständischen an und vertrieb sie aus ihren Stellungen.
Belagerung
Anfang November verschlechterte sich die Lage immer weiter. Eine
große Anzahl Aufständische besetzte die Strände und verhinderte das
Ausladen von Pferden, Truppen und Versorgungsgütern. Die Aufständischen
bauten das Grabensystem um die Stadt aus, errichteten befestigte Lager,
blockierten jegliche Kommunikation der Zitadelle mit dem Fort und
zerstörten die Straßen zwischen den Festungen. Nur durch Ausbrüche nach
Sonnenuntergang konnten sich die Besatzungen der Forts mit Wasser,
Nahrung und Munition versorgen.
Die Spanier begannen in nächtlichen Aktionen, Gruppen von Kriminellen
und Sträflingen unter der Führung eines Offiziers in die Linien der
Feinde einsickern zu lassen und Patrouillen der Aufständischen zu
überfallen.
Während des ganzen Monats November wurden die Verteidigungsanlagen
weiter ausgebaut. Die Spanier verloren in dieser Zeit 12 Offiziere und
100 Mann. Die Aufständischen beklagten etwa 500 Tote, hauptsächlich
durch Artilleriebeschuss.
Rettung und Frieden
Mit dem Eintreffen der Panzerkreuzer
Alfonso XII und
Isla de Luzon
wendete sich jedoch das Blatt. Die Spanier konnten nun ihre überlegene
Feuerkraft einsetzen und begannen von den Schiffen aus ein andauerndes
Bombardement der Küste. Um auch während der Nacht feuern zu können,
kamen erstmals
Suchscheinwerfer zum Einsatz.
General Macias, der Nachfolger General Margallos, erhielt Mitte Monat
genug Verstärkung, um die Aufständischen zurückzudrängen und die
äußeren Verteidigungsanlagen wieder aufzubauen.
Am 27. November traf General
Arsenio Martínez-Campos
mit 7000 Mann Verstärkung in Melilla ein. Im April 1894 wurde Martínez
de Campos zusätzlich zu seinem militärischen Grad zum Botschafter
Spaniens in Marokko befördert und handelte mit dem Sultan einen
Friedensvertrag aus.
Nach dem Krieg erhielt Melilla seine eigene Abteilung innerhalb der
Guardia Civil, der
Gendarmerie Spaniens.
http://de.wikipedia.org/wiki/Rifkrieg_%281893%29